Ein Gewächshaus.
Ein süßlich schwerer, subtropischer Duft.
Gebettet auf Gras ranken sich Melodien, in ihrer Schönheit schlicht und komplex zugleich.
Licht wie Abends kurz vor Sonnenuntergang, wenn die Kosmee ihre Blütenblätter schließt.
Treten Sie ein.

Philip Weyand ist seiner floralen Linie treugeblieben:

Auf sein Debütalbum MYOSOTIS (dt. „Vergissmeinnicht“, 2021) folgt KOSMEE – eine Zierblume, deren Name aus dem griechischen Wort „Cosmos“ entlehnt ist. Durch eben diesen wandeln Kristina Shamgunova (Sax), Nico Klöffer (Bass), Philip Weyand (Piano) und Micha Jesske (Drums) voller Leichtigkeit und spielen Musik, die schwerelos wirkt und trotzdem fest mit den inneren Songstrukturen verbunden ist. Philip Weyand geht in KOSMEE dem eigenen Innenleben auf den Grund und erschafft einen Raum, in dem sich Musik frei entfalten kann.

Bereichernd sind die Auftritte der Sängerin Aitzi Cofre Real, die für das neue Programm zur Band hinzustößt. Ihre Stimme öffnet eine ganz neue, intime Welt und sie interpretiert auf eine Weise, die Eindruck hinterlässt. Den weichen Sound von Shamgunovas Saxophonspiel ergänzt sie perfekt – ein musikalischer Glückstreffer. Besonders ist Aitzi Cofre Reals wortloser Gesang: Die Mischung aus energetischen Ausbrüchen, „Gibberish“-artigen Passagen und puren, resonanten Klängen zeigt ihre musikalische Vielseitigkeit.
Die Stücke von Philip Weyand sind kleine Miniaturen, die zusammen eine Einheit bilden: ein „Melodienstrauß“, der verschiedene rhythmische Konzepte und komplexe Harmonik mit freier Improvisation kombiniert. Im Grundsound melancholisch werden Gefühle wie Enttäuschung, Verletzung, Schuld und Sühne verarbeitet. So macht die Singleauskopplung CLYTIA die Metamorphose der gleichnamigen Figur aus der griechischen Mythologie hörbar: Apollon, der Lenker des Sonnenwagens, erwidert ihre Liebe nicht. Voller Schmerz verwandelt sich der Körper der Clytia daraufhin langsam von einer Frau zur Sonnenblume.

Ebenso fließen musikalische Eindrücke und Emotionen aus Philip Weyands Studienjahr in Salvador da Bahia in Brasilien in das Album und machen KOSMEE zu einem tief persönlichen Projekt. Im Stück MORERÉ wird das besonders deutlich: Traditioneller brasilianischer Partido Alto fusioniert mit Elementen des zeitgenössischen Jazz. Das Artwork stammt von der brasilianischen Künstlerin Hannah Pfeifer.

KOSMEE balanciert zwischen neuer Musik des 20. Jahrhunderts wie der von Olivier Messiaen, Einflüssen von Bands wie Radiohead und dem brasilianischen Saudade. Das Album ist die logische Weiterentwicklung des Projekts und lässt Philip Weyands musikalischen Kosmos weiter wachsen.