Furch-erregend

Flavoredtune records ist der Name des Vinyllabels, das Michael Fetscher 2005 gründete. Die Begeisterung für die schwarzen Furchen auf dem runden Plastikacker, die den Pflug, respektive die Plattennadel erregen, begeisterte seit eh und je. Aber jetzt war es soweit, den eigenen Acker zu bestellen, die eigenen Furchen zu ziehen. Seitdem sind, wenn man auf den Kalender schaut, ein paar Jahre vergangen und jetzt, 2018 ist es soweit: Flavoredtune records stellt sich mit einem internationalen Künstler- und Produktionskonzept mit 5 Vinylalben und einem Promotionsampler in 180g Qualität einer breiteren Öffentlichkeit vor. Inhaltlich wird experimentiert mit aussergewöhnlich talentierten Musikern und Künstlern, deren Eigenkompositionen im Vordergrund stehen. Technisch bleibt man analog und authentisch, was bedeutet, das man im hauseigenen WhiteFir Studio auf Tonband aufgenommene und ungeschnittene Tracks zu hören bekommt.

Da ist etwa der aus Adelaide (Australien) stammende junge, eindrucksvolle Pianist Alex Wignall mit seinem Cinematic-Jazz-Trio-Album Waiting for August.

Das Warten hat sich auch auf das neue Vinylalbum des Stuttgarter Organisten Martin Meixner gelohnt. Auf Matchtape bekommt man mehr, als einen Eindruck davon, wie zeitgemäß eine Hammond Orgel heute klingen kann.

Hinter The Time Flies stecken die beiden in Bloomington (USA) ansässigen Musiker Monika Herzig und Peter Kienle.  Sie, Pianistin und Musikprofessorin an der dortigen Indiana University Jacobs School of Music, auf der etliche weltbekannte Jazzmusiker ihr Studium absolviert haben, er, outstanding Fusiongitarrist und Komponist von hunderten von Songs hatten zum Ende des letzten Jahrtausends eine Recordingsession mit dem legendären Tenorsaxofonisten Bob Berg. Die Aufnahmen blieben unvollendet und wurden jetzt um die Tonspur von Bob Berg neu im Studio eingespielt – eine Art Remix  mit kompletter Liveband. Auf der B-Seite sind neue Kompositionen zu hören mit weiteren großartigen Tenorsaxofonisten wie Lutz Häfner, Peter Lehel und Sandi Kuhn.

Wir verlassen noch weiter das klassische Terrain des Jazz und kommen zu Blind Takes – Drama XII/V, einem Konzeptalbum mit eleganter Prämisse und radikaler Umsetzung: Vier Musiker begegnen sich zum ersten Mal und nehmen ein First-Take-Album auf, das in fünf Akten wie ein klassisches Bühnendrama strukturiert ist; aufgenommen und produziert mit rein analogem Vintage-Equipment.

Und dann wäre da noch das Album NoiseTalk der Klangkünstlerin Mirja Wellmann, die der Frage nachgeht: Was bedeutet eigentlich der Begriff Zuhören?

Will man das alles jetzt verorten, so landet man auf der Schwäbischen Alb in Süddeutschland, einem ruhigen Ort mit viel Natur und frischer Luft. Ein Ort, an dem sich offensichtlich Künstler aus aller Herren Länder wohlfühlen und ihrer Kreativität Ausdruck verleihen. Ein Blick in die 2019er Produktionen lässt Namen wie Ulisses Rocha (Gitarre), Olivia Trummer (Piano, Gesang) oder Steven Feifke (Piano) aufblitzen. Aber wir wollen ja nicht alles verraten …