Stefan Schultze
„System Tribe“
VÖ-Datum:07.09.2018
„So sind doch Menschen, so ist Kunst, so ist ein starkes Statement! Man spürt, dass die Musik aus dem Genuss am spielen entstanden ist, sehr ansteckend und unprätentiös!
Das schafft Platz und eine grosse Empathie zum Zuhörer!
Elektronik-Sounds im Kopf, akustisch umgesetzt, wunderbar zeitgemäss, und eine bereichernde Abwechslung zur Flut an Techno-Art Alben.“
Claudio Puntin
Stefan Schultze ist Pianist, Arrangeur und Komponist. Eine ansehnliche Reihe von Preisen und Stipendien hat Schultze für sein Schaffen erhalten, indem er das traditionelle Bigband-Format vitalisiert und in andere Dimensionen geführt hat. Nun überträgt er sein Können in erstaunlicher Weise auch auf sein Debüt-Album als Solist. „System Tribe“ ist gleichermaßen ein eindrucksvolles Statement wie ein schlüssiges Dokument für Schultzes originäres und sehr zeitgemäßes Komponieren und Interpretieren.
Dabei ist Schultzes schlüssiger Ansatz ein ganz und gar individueller. Er basiert auf einer plausiblen und sinnlichen Reaktion auf den Informationsoverkill unserer Zeit. Der Überflutung durch Reize, Nachrichten und Bilder setzt er die konzentrierte Selektion entgegen. Aus der unkontrollierten Flut der Eindrücke filtert er Materialsequenzen heraus, um sie auf ihre Brauchbarkeit für relevante Aussagen hin zu prüfen, zu strukturierten und zu befragen, um sie unter die Lupe zu nehmen und im positiven Sinne innerhalb der Unübersichtlichkeit zu Klarheit zu gelangen.So wird aus dem passiv ausgelieferten Objekt ein aktiv eingreifendes Subjekt – ein emanzipatorischer Arbeitsvorgang, der auf Konzentration basiert und auf der Fähigkeit, bei einer Sache bleiben zu können.
Es geht darum, aus der Eindrucksüberreizung zu Achtsamkeit zu finden, Kerne und Essenzen auszumachen, um spielerisch bei ihnen zu bleiben, sie zu durchdringen, zu vergrößern und zu entwickeln. Das hat etwas Ordnendes, Tempodrosselndes, Gliederndes und kann auf sehr unterschiedliche Arten und Weisen geschehen. Dies bestimmt die konzentrierte Aktivität Stefan Schultzes, deren Tragfähigkeit er nun auch als Solist vorführt.
Jedes Stück auf diesem Album ist anders, und doch fügen sie sich, ganz wie es der Titel des Albums verspricht, schließlich zu einer außergewöhnlichen Einheit. Die realisiert Schultze mit traditionellem Pianospiel, mit ausgetüftelten Präparationen seines Instruments, blubbernden Sounds des Fender Rhodes, spezieller Mikrofonierung und nur wenigen Overdubs. Immer neu bleibt Stefan Schultze bei seiner Sache, eindringlich, emotional, suggestiv, strukturbewusst und ohne dabei das Publikum zu vergessen.
Musik, die herausfordert und belohnt entsteht so, Musik, die melodienselig kontemplativ sein kann und minimalistisch insistiert, die aber auch mit Steigerungen bis hin zu Mustern offensiver Rockmusik verblüfft oder mit Klangmodifizierungen hin zu maschinenhafter Verfremdung. Es geht um Formgebung, Charaktere und Nuancen, um ein produktives Zusammentreffen von Zartheit und peitschend forcierter Attacke, um die Balance von Laut und Leise bis hin zum nur um jeweils einen Ton geänderten Akkord in „Fade“, dem mutigen, sparsam ausgedehnten Finale des Albums.
Dieses Album führt vor, dass und wie es sich lohnt, sorgsam mit einzelnen Partikeln umzugehen. Es passiert etwas auf dem Weg vom Ausgesetzt sein zur forschenden Anverwandlung. Diese überraschende Einspielung macht mit tragfähiger Logik das Überbordende entlang eines roten Fadens fassbar.
Label: WhyPlayJazz
Kat.-Nr.: WPJ039
Vertrieb: NRW Vertrieb
Besetzung:
Stefan Schultze (Klavier, Präpariertes Klavier, Rhodes, Ein- und Mehrspur-Aufnahmen)
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